Berichte aus Indien
Besuch in der Internatsschule Anand Vidyalay (Februar 2015)
Von den Verantwortlichen der Internatsschule Anand Vidyalaya in Shorapur auf dem kargen Hochland des Dekans etwa halbwegs zwischen Chennai und Mumbai wurden wir freudig empfangen. Schon seit 6 Jahren sorgt die metho-distische Diakonisse Prabhu Kumari für das Wohlergehen der etwa 90 Kinder im Mädchen- und Knabeninternat – fast die Hälfte davon Zigeunerkinder. Immer wieder beeindruckt sie uns mit Verbesserungen, die sie mit wenig Mitteln erreichen konnte: zuerst die Renovation des Mädcheninternats und jetzt des Knabeninternats.
Begabten Sekundarschülerinnen und -schülern lässt sie Stipendien der Zigeunermission für eine weitergehende Ausbildung zukommen. 5 der 7 so unterstützen jugendlichen Zigeuner reisten zum Teil stundenlang im Bus, um sich bei uns persönlich zu bedanken!
Höhepunkt unseres Aufenthaltes war der Einkauf des Bettinhalts für die 20 doppelstöckigen Kajütenbetten, welche Prabhu Kumari mit Spenden der Zigeunermission gekauft hatte. Im 2½ Stunden entfernten Gulbarga wählten wir 40 Matratzen, Kissen, bunte -Anzüge und Betttücher aus. Ein Hauskreis in der Schweiz hatte die dafür nötigen Finanzen gespendet. Freudestrahlend wählten die Beschenkten am nächsten Tag ihre neue Bettwäsche aus.
Tiefpunkt des Aufenthaltes bildete die Nachricht, dass die sieben Sekundar-lehrer seit Juni des letzten Jahres keine Löhne erhalten hatten, obwohl ab diesem Zeitpunkt die Regierung für deren Auszahlung verantwortlich zeichnete. Nach elf Jahren Unterstützung durch Gelder der Solidarität Dritte Welt und langwierigen Anerkennungsverfahren eine herbe Enttäuschung! Unsere Hände waren leer – mehr als unser Mitgefühl und Fürbitte konnten wir nicht versprechen.
Umso grösser war unsere Freude, als wir kurz vor Ostern vernahmen, dass die ersehnten Salärzahlungen nun doch eingetroffen waren. Welch ein Ostergeschenk – halleluja!
Befiehl dem Herrn deine Wege und vertraue auf ihn, er wird es vollbringen. Gott helfe uns, nach Psalm 37,5 zu leben und geduldig auszuharren!
Peter Rauh
Koya Rajahmundry (März 2011)
Für mich war es ein grosses Privileg, nach Koya Rajahmundry zu gehen. Vor einem Jahr hätte ich nicht geglaubt, dass Gott das für mich geplant hatte. Die Leidenschaft der Telugu sprechenden Gläubigen zum Wort Gottes war überwältigend: Ermutigung, Austausch, Bekräftigung und gegenseiti-ges Lernen im wahrsten Sinn des Wortes. Allen Schwierigkeiten und Kämpfen im täglichen Leben zum Trotz begegneten uns die Geschwister mit einen grossen Lächeln und teilten gerne ihre Erfahrung mit Gott. Es war, als schössen Versammlungen wie Pilze nach dem Regen aus dem Boden. Gläubige waren sofort als solche erkennbar. Sie waren so erpicht darauf, Gottes Wort zu hören, dass es ein Leichtes war, kurzfristig eine Versammlung zu arrangieren. Es war ein grossartiges Erlebnis, geprägt von Gemeinschaft, Spass und nicht zuletzt vorzüglichem Essen.
Liebe und Brüderlichkeit kamen im Gespräch deutlich zum Ausdruck. Bei unserer Ankunft wurden wir mit Gesang, Bibelzitaten und Blumen begrüsst. Mit grosser Aufmerksamkeit hörten sie Gloria Rauhs Grusswort zu, der Botschaft, dass Gott nicht nach arm und reich unterscheidet, und der Erläuterung des Gleichnisses vom Kamel und dem Nadelöhr. In Gottes Augen sind wir alle gleichwertig. Die Zuhörer schätzten die Ausführungen sehr und zeigten ihre Dankbarkeit. Auch die drei Evangelisten waren klar und deutlich in ihren Botschaften, die zu Herzen gingen. Auch ihnen hörten die versammelten Gläubigen aufmerksam und gespannt zu. Zudem konnten die Leserinnen in der Versammlung die zahlreichen von den Predigern zitierten Bibelverse in Sekundenschnelle finden – höchst faszinierend.
Die Gemeinschaft in der Kirche war sehr warmherzig. Ich verspürte keinerlei sprachliche oder kulturelle Barrieren. Ausnahmslos grüssten uns die Leute mit einem hellen Lächeln, festem Händedruck oder Klatschen.
Die Evangelisten kümmern sich offensichtlich auch sehr um das Wohlergehen ihrer Gemeindeglieder. Als verspätetes Weihnachtsgeschenk erhielten die Frauen Saris und die Männer Stoff für Hemden. Auch Medikamente werden bei Bedarf abgegeben. Von Zeit zu Zeit werden Lebensmittel wie Reis, Zucker, Daal oder Öl unter die armen Gemeindeglieder verteilt, alles Zeichen dafür, dass man am Leben seines Nächsten Anteil nimmt. So wird die Kirchgemeinde zu einer echten Familie in Jesus Christus. Die grosse Zahl von Frauen in den Versammlungen beeindruckte mich, ebenso ihr Verlangen nach persönlicher Fürbitte und dem Wort Gottes. Mit Leichtigkeit zitierten sie Bibelverse und ganze Kapitel. Gottes Wort im Herzen macht sie wirklich reich! Dieser Besuch war für mich echt eine Inspiration.
Christopher James